Aus Rüttibergner Hand: Dekoration zur 650 Jahrfeier

Kleine Ortsgemeinde – grosse Tradition

Die kleinste der fünf Schänner Ortsgemeinden, Rüttiberg, wurde im Jahre 1356 urkundlich erstmals erwähnt. Am kommenden Samstag wird dieses seltene Jubiläum mit einem schlichten Bürger- und Begegnungstag gefeiert.

Der Rüttiberg, oberhalb des Rufner Dörfli, liegt eingebettet in der goldenen Mitte zwischen den Maseltrangner und Dörfler Bergheimwesen. Der Name Rüti deutet auf Rodungen hin. Die alten Flurnamen wie Rüteli, Bränden, Steinzaun, Steinacker, Schöpfbühl, Schaufel, oder Greberberg weisen sowohl auf Brand- wie Stockrodung und Urbarmachung des kargen Bodens hin. Deshalb zieren nebst einem Kleeblatt in der Mitte zwei abgebrannte Baumstrünke das Wappen Rüttibergs.

Die erste urkundliche Erwähnung an dem „nechsten Mitwuchen vor sant Urbanestag, do nach gottes geburte waren drüzehenhundert und fünfzig und darnach im dem sechsten jahr“ bezieht sich auf ein Gerichtsurteil vom hohen Gericht in Schänis, das den „Genossen ab Rüthy“ ihre Weiderechte in der Gastermatt bestätigte. Dieses Dokument ist gleichzeitig die erste Erwähnung einer Genossengemeinde – Vorläufer der Ortsgemeinden – im Bezirk Gaster. Die Gastermatt, auf der sich heute auch der Segelflugplatz befindet, ist auch 650 Jahre später noch im Besitze Rüttibergs. Auf verschiedenen weiteren Dokumenten und Kopien wird der über Jahrhunderte dauernde Existenzkampf der Rüttibergner gegen die Natur, zeitweise aber auch gegen liebe Nachbarn ersichtlich, so unter anderem in einem Teilungsbrief der Allmende mit Maseltrangen (1482), Wegrechte am Rüttiberg (1497), Weidgang mit Grenzbereinigung mit Maseltrangen, oder einer Quittung vom Zehntenloskauf vom Stift Schänis anno 1806.

Sechs Stammfamilien

Das Familien- und Bürgerregister, das bis heute nachgeführt wird, geht bis zum Geburtsjahr 1765 zurück. Als älteste Geschlechter sind darin aufgeführt: Hug, Kaufmann, Jud (zum Teil Doppelbürger mit Maseltrangen), Zweifel, Schön und Giger. Gegenwärtig sind rund 900 Bürgerinnen und Bürger aus Rüttiberg in aller Welt registriert. Viele davon in Uebersee, als Nachkommen der Auswanderer um 1850, denen die Genossengemeinde die Ueberfahrt nach Amerika bezahlte, zum Teil gegen Verzicht auf das Bürgerrecht!

Gemäss den ersten noch vorhandenen Vermögensverzeichnissen gehörten der Zimmerwiswald, das Brändentobel, die Gastermatt und die Rufirietlandungen mit Streuwiesen und Ackerteilen (Hurdacker) seit Urzeiten den „Genossen ab Rüthy“. Je nach Vermögenslage wurden Parzellen dazu- aber auch wieder verkauft. Als Beispiel sei die Alp Zaugern/Bachtler erwähnt, die am 20. Heumonat 1783 von Ratsherr Fridolin Jud von Maseltrangen erworben, noch vor 1839 wieder verkauft und erst 1909 wieder ergantet wurde. Im gleichen Jahr wurden auch die Alpen Unterbätruns und Hüsliberg auf einer Gant erworben. Seither betreibt die Ortsgemeinde Alpwirtschaft mit einem angestellten Aelpler, der rund 120 Tiere betreut.

Im Jahre 1922 wurde der neu gegründeten Wasserkorporation das Recht für mehrere Quellfassungen im Zimmerwiswald zu günstigen Bedingungen erteilt. Interessant sind auch die Verträge für die Kohlenausbeutung in der Bränden von 1834 und 1942, als die Kohlen-Industrie in Rufi ihre Blütezeiten erlebte. Eine gewisse Erleichterung für die Wald- Alp- und Landwirtschaft brachte die Erschliessung mit Berg- und Waldstrassen von 1965 bis 1985.

Leistungen für die Öffentlichkeit

Nicht erst die Abschaffung des Bürgernutzens im Jahre 1981, sondern schon seit Jahrzehnten wurden Veranstaltungen und Institutionen sozialer, kultureller, gemeinnütziger und sportlicher Art unterstützt. So war ein freiwilliger Betrag von Fr. 70'000.— im Jahre 1969 mitentscheidend, dass in Rufi überhaupt ein Kindergarten gebaut werden konnte. Rund 20 Vereine werden regelmässig unterstützt und auch im Jubiläumsjahr werden nebst dem Bürgertag zusätzlich soziale, kulturelle und öffentliche Projekte finanziert.

Die letzte politische Aufgabe, das Einbürgerungswesen, ging vor drei Jahren an die Politischen Gemeinden über. Rüttiberg hatte in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Ausländer, aber auch Familien am Ort eingebürgert und gute Erfahrungen mit dieser „bürgerlichen Blutauffrischung“ gemacht. So konnte auch der Bestand an Stimmberechtigten in der Gemeinde auf über 50 gehalten werden. Die jährlichen Bürgerversammlungen werden mit einer Beteiligung von rund 50 bis 60 Prozent gut besucht, die Versammlung anno 1968 verzeichnete gar eine nie mehr erreichte hundertprozentige Beteiligung!

Idealismus und Kooperationen sichern die Zukunft

Heute bestehen die Aufgaben einer Ortsgemeinde hauptsächlich im Betrieb und in der Verwaltung der anvertrauten Güter, vor allem Alp-, Forst-   und Landwirtschaft. Kleinere Ortsgemeinden wie Rüttiberg haben dann eine Zukunft, wenn sie ihre ureigenen Aufgaben genauso pflichtbewusst erfüllen, wie die gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen für die Allgemeinheit. Das bedeutet insbesondere auch eine kooperative Zusammenarbeit mit den Politischen Instanzen in der Gemeinde und eine fortschrittliche Bodenpolitik. Auch die Ortsgemeinde Rüttiberg trägt mit der Pflege von Wald, Alpen und Riet zur Nutzung des natürlichen Naherholungsraumes für die Gemeindebevölkerung bei.

Schlichte Feier zum Jubiläum

Am 1. Juli 2006 wird im Rüttiberg mit einem Bürger- und Begegnungstag ein Bisschen gefeiert, schlicht, einfach und herzlich nach Rüttibergner Art. Die Schwerpunkte des Nachmittagsprogrammes bei der „Heuteilen-Blockhütte“ im Zimmerwiswald bilden eine Ausstellung von Dokumenten, Stammbäumen, historischen Büchern vom Gantprotokoll bis zum Zehntenrodel, sowie ein Wald- und Alprundgang zu Fuss oder per Bike. Am Abend trifft man sich zu einem Nachtessen im Rest. Sonne mit der Uraufführung einer erweiterten Dia-Schau im Mittelpunkt.

Willkommensgruss des Präsidenten

Vor 650 Jahren wurden die „Genossen ab Rüthy“ erstmals urkundlich erwähnt. Dieser Markstein der Geschichte wollen wir etwas feiern: schlicht und gemütlich, wie die Rüttibergner sind, auf historischen Boden unserer Vorfahren. Gemeinsam wollen wir am Nachmittag bei einem (freiwilligen) Wald- und Alp-Rundgang ein Stück Ur-Heimat im Zimmerwiswald besichtigen und genug Zeit haben um die zwischenbürgerlichen oder familiären Beziehungen zu pflegen oder neu zu knüpfen. Am Abend wird nebst einem feinen Nachtessen im Rest. Sonne, die vor 15 Jahren geschaffene und nun erweiterte Dia-Schau der Ortsgemeinde Rüttiberg im Mittelpunkt stehen. Wir hoffen zuversichtlich, dieses Schönwetterprogramm durchführen zu können.

Eingeladen haben wir bewusst keine hohen Gäste aus Wirtschaft und Politik, sondern Ehrengäste sind Alle mit Rüttibergner Wurzeln mütterlicher- oder väterlicherseits, die sich für unser Fest angemeldet haben. Besonders freuen wir uns aufs Wiedersehen mit allen „Heimweh-Rüttibergnern/innen“ von nah und fern! Gerne hoffen wir, dass Sie am Samstag, 1. Juli am Fusse des Chüemettlers einen schönen und gemütlichen Tag erleben können. Wir freuen uns auf Sie!

Verwaltungsrat Ortsgemeinde Rüttiberg

Willi Giger, Präsident

Programm

1230            Abfahrt der Biker beim Schulhaus Rufi

1300-1330    Besammlung und Begrüssung Schulhaus Rufi

1330-1400    Bus-Transporte Zimmerwiswald

1400            Offizielle Begrüssung, Informationen Alp/Forst

1415-1600    Wanderung, Rundgang Steinegg-Stumpen

                   Bike-Tour

                   kleine Busfahrt mit Gehbehinderten

                   Hock mit Festwirtschaft Heuteilen

1600-1730    Z’Vesper Waldhütte Heuteilen

1700            Abfahrt der Biker über Schännerwiiti, Rieden

1800-1830    Bus-Rückfahrt ins Rest. Sonne

1830-1900    Apero mit Musik

1900 Uhr      Begrüssung, Informationen Ortsgemeinde   

1930 Uhr      Beginn Nachtessen

2130 Uhr      Dia-Schau

                   anschl. Musik und gemütlicher Ausklang

Exponate

Die Ortsgemeinde stellt aus ihrem reichhaltigen Archiv eine Auswahl wertvoller Dokumente aus. Dazu gehört selbst-verständlich die Urkunde mit der ersten Erwähnung der Ortsgemeinde im Jahre 1356. Aber auch „jüngere“ Dokumente lassen das Herz jedes Geschichtsfreundes höher schlagen. Zur Gegenwart wird der Bogen gespannt mit dem letzten handgeschriebenen Kassabuch, das Bruno Kaufmann am 31. Dezember 2004 abgeschlossen hat.

Inhaltsverzeichnis

  • 2 Bände des Bürgerregisters
  • Stammbäume der Familien Hug, Zweifel und Giger
  • Gantprotokoll
  • Ältestes Zeugnis – Pergament von 1497, Abschrift von 1356 und Übersetzung
  • Abkurung Steinzaungasse 1447 mit schöner Handschrift und Ornamenten
  • Zehnten-Rodel von 1808 mit Übersetzung
  • Zehnten-Loskauf vom Stift Schänis 1806 mit Siegel
  • Vermögensverzeichnis 1839 mit Übersetzung
  • Holzerei am Rüttiberg (alte Holzersprache)
  • Alp Bätruns (aus Schänis aktuell)
  • altes Kassabuch ab 1827
  • letztes handgeschiebenes Kassabuch von Bruno Kaufmann

 1. Juli 2006 W. Giger